Piz Badile - Cassin

Piz Badile - Cassin

Einzigartige, legendäre Route am Granitkoloss im Bergell

Leider zieht dieser Epos und der gute Ruf der Kletterei etliche Gipfelaspiranten an, welche einer solchen Tour nicht gewachsen sind. 
Bereits am Vortag in der Sasc-Fürä Hütte war die Stimmung gefühlt sehr angespannt. Die Hütte war voll und die Hälfte der Seilschaften mit dem Plan in die Cassin einzusteigen. Zudem gab es mehrere Seilschaften, welche nach dem Nachtessen in Richtung Biwak aufbrachen. So fackelten Stefanie und ich am Morgen nicht lange und marschierten im Stechschritt in der Dunkelheit als erste von der Hütte los. Bald erschienen etliche Lampenlichter der Biwakierenden, welche wir bis zur Scharte unterhalb P.2590 alle überholen konnten. So waren wir nun die erste Seilschaft am Einstieg und ich durfte den Weg durch die schöne Route selber finden. Eine italienische Seilschaft mit 2Bergführern folgte uns, danach sah man lange niemanden mehr. Nur ganz weit unten lies sich Stau erahnen. Die Route ist sehr abwechslungsreich und der Fels wird gegen oben immer schöner. Nach 4h30min Kletterei stiegen wir bereits an der Nordkante aus und gönnten uns am Gipfel eine längere Pause. Im Abstieg gab es dann auch für uns das erste mal an diesem Tag eine kurze Wartezeit und so erreichten wir um 13:00Uhr, nicht ganz 10Stunden nach Aufbruch das Rifugio Gianetti. 

Cassin 6a (5c+ obl.)

1Sl. 5b/5c: Es gibt zwei Varianten. Heute wird meist über den Diedro Rébuffat eingestiegen. Dies ist eine schöne Verschneidung mit einem Finger-Handriss im Grund. Sobald diese ausläuft noch etwas nach links oben weg zum Standplatz.
2.-4Sl. 4b: Man traversiert während längerer Zeit entlang eines Risssystem nach links bis man hinter einem Felszahn durchquert. Hier befindet sich ein Standplatz an Bohrhaken.
5Sl. 5c+: Nun geht es steil bergauf in die Verschneidung. Es finden sich immer wieder alte Schlaghaken, die Absicherung kann jedoch gut mit Friends aufgepeppt werden. Nach etwa 30-40m trifft man auf einen Zacken mit Schlingen welchen man mit einer 60er-Schlinge tiptop zu einem soliden Standplatz aufpeppen kann. Rechts oben befindet sich das erste Cassin-Biwak.
6Sl. 5b: Es geht wieder nach links oben bis zu einem Stand an Bohrhaken.
7Sl. 5b: Es geht gerade hinauf in die nächste Verschneidung welche man nach rechts überwindet wo sich ein Stand an zwei Bohrhaken befindet.
8Sl. 5a: Man verfolgt eine schöne Schuppe auf der linken Seite und trifft nach einer Seillänge auf den Standplatz.
9Sl. 3: In einfacherem Klettergelände geht es hinauf auf das markante Band "Cengia Mediana"
10Sl. 2: Traverse auf dem Band
11Sl. 6a: Hinauf in die steile Verschneidung welche nach rechts verlassen wird. Man steigt entlang einer kleinen Rampe (Schuppen) hinauf zum Standplatz.
12Sl. 5c: Es geht weiter in die nächste Verschneidung welche am Ende nach rechts zum Standplatz führt.
13Sl. 5c: Und nochmals eine Verschneidung, dieses mal auf die andere Seite ausgerichtet. Die Schlüsselstelle ist ein kurzer Linksquergang nach 20m.
14Sl. 5a: In einer grossen Linkskurve geht es um das 2.Cassinbiwak herum.
15Sl. 4c: Nun folgt die Kaminreihe. In dieser Seillänge noch im moderaten Bereich in Form eines Risses.
16Sl. 5b/c: An diese Seillänge wird sich wohl jeder Begeher daran zurückerinnern. Der Fels wird hier kurz mal recht abgeschliffen und dies erfordert etwas umdenken. Je nach Granitkletter-Skills kann man sich an dieser Länge wohl die Zähne ausbeissen. Immerhin ist für alles Maulwurfkletterer nun der Routenverlauf klar. Im Zweifel die 3-M-Regel beachten! (Murks-Machts-Möglich)
17Sl. 5b: Der Kamin wird nun breiter und kann im rechten oder linken Riss geklettert und tiptop abgesichert werden.
18Sl. 5a: Nun wird der Kamin verlassen und rechts davon befindet sich der Standplatz. Hier könnte man notfalls nach rechts auf die Nordkante aussteigen.
19Sl. 4c: Schönbe strukturierte Kletterei an einer Quarzader welche wieder zum Kamin führt.
20Sl. 4b: Ausstieg auf den Grat. Gratulation, aber die Tour ist hier leider/zum Glück noch nicht fertig.
21.-??Sl. IV: Entlang der Nordkante zum Gipfel mit Gipfelstatue.

Zustieg: Von der SascFürä zuerst über den markierten Weg, dann über Blockfelder und Felsplatten (Steinmänner) bis zum Aufschwung unterhalb P.2590. Hier über Platten in einer rechts-links Schlaufe hinauf in den Pass. Anschliessend steigt man über ein Band in die NE-Wand ab. 1x25m abseilen (Knöpfe in Seilenden va. im dunkeln). Nun folgt man dem Einstiegsband, welches je nach Jahreszeit Schneefelder aufweist bis zu einem Kamin. In diesem hinauf (3a) zum Einstieg beim Zacken mit Schlingen. Wer bei diesem Kamin im Zustieg schon kurz überlegen muss wie er rauf kommt, kehrt besser um und nimmt die Nordkante in Angriff.

Material: 50m (Backup zum abseilen/Notfall), 10Express (+verlängerbare), Cam 0.3-2 (evtl gewisse doppelt), Rocks

Abstieg: folgt...

Wichtig!: Die Schwierigkeitsangaben haben nichts mit den Bewertungen in der Kletterhalle oder im Klettergarten zu tun. Der Stil der Kletterei ist rau und teils anstrengend. Zudem bedingt die komplexe Routenführung und die spärliche Absicherung viel Erfahrung. Bei unserer Begehung erreichten von 14 Seilschaften nur 3 Seilschaften die Gianettihütte in einer sinnvollen Zeit. 2 Seilschaften wurden ausgeflogen, einige biwakierten am Gipfel und einige stiegen durch die Nacht ab.

Topo: Download. Das beste Topo stammt von Marcel Dettling. Hier ein Link zu seinem informativen und sehr lehsenswerten Kletterblog

Stefanie auf dem grossen Band welches zum Einstieg führt.

Morgendämmerung im ersten Wanddrittel.

Sonnenaufgang in der Wand. Was für ein schöner Moment.

Badile - Cassin

Der berüchtigte V-Kamin. Mit einer 5b im Klettergarten hat das wenig zu tun.

In der Kaminreihe. Fantastische Kletterei!

Kurz vor dem Ausstieg an der Nordkante. Der Fels ist übersäht mit Chickenheads.

Gipfel

Felskünstler im Abstieg

Gianetti-Vibes

 

 

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Imsand Raphael Bergführer IVBV

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