Gross Bielenhorn - Fandango 6c+

Gross Bielenhorn - Fandango 6c+

Die Westwand des Gross Bielenhorn bietet eine Vielzahl von wunderschönen Kletterrouten in solidem Furkagranit. Der grosse Klassiker ist und bleibt die Route "Niedermann". Die Route "Fandango" wird im Internet als schönste Route der Wand angepriesen. Grund genug also, um der Route einen Besuch abzustatten. Zusammen mit Stefanie bildete ich eine erprobte Bielenhorn-Seilschaft. Niedermann, NolensVolens und Curiosity sind wir bereits zusammen geklettert. Da die Sonne im Herbst erst um 11Uhr den Wandfuss erreicht, war ausschlafen angesagt. Der Zustieg funktioniert mittlerweile mit leichten Zustiegsschuhen. Als ich vor 15Jahren das erste Mal an dieser Wand kletterte, stieg man noch über das Eis des Sidelengletschers auf. Eindrücklich wie schnell sich die ehemaligen Eisgiganten aus unserer Gebirgswelt verabschieden. Da am Vortag noch eine Kaltfront mit Niederschlag über die Alpen zog war es ordentlich frisch an diesem Vormittag. An gewissen nassen Wasserstreifen klebte noch nächtliches Wassereis, welches mit der Erwärmung gegen den Einstieg hinunter rieselte. Wir machten Materialdepot auf dem grossen Plateau wo man zu den meisten Routen (NV, Niedermann..) hochsteigt. Von dort führt eine einfache Rampe/Verschneidung 20m nach rechts oben zum Orginaleinstieg der Fandango. Nachdem der Gurt mit Klemmgeräten bestückt war, durfte die Kletterei beginnen. 

Fandango 6c+ (6b obl.)

1.Sl. 6a+: Man könnte die erste Seillänge von Couriosity anhängen. Wir starteten beim Orginaleinstieg. Zuerst gehts an Strukturen entlang (2Bh) nach oben. Der Fels ist ganz zu Beginn noch abgeschliffen. Bald jedoch wird der Fels rauer und man folgt einem sehr schönen Riss, welcher gut abgesichert werden kann.

2.Sl. 6c+: Die ersten 10m waren pflotschnass und deshalb war es aussichtslos diese Stelle frei zu klettern. Ein Umstand, welcher wohl nach jedem stärkeren Sommergewitter am darauffolgenden Tag vorherrscht. Danach wurde es jedoch bald trocken. Es wartet schöne, aber auch nicht ganz einfache Verschneidungskletterei auf Wiederholer. In der Mitte der Seillänge gibts noch einen gut abgesicherten Steilaufschwung, welcher jedoch einfacher zu klettern ist, als er aussieht. Zum Schluss folgt noch eine sehr schöne Verschneidung, welche wieder selbst abzusichern ist.

3Sl. 5c+: Sobald der Bohrhaken geklippt ist, gehts nach rechts über die Kante. Die Verschneidung oberhalb sieht verlockend aus, doch die Route führt nach rechts oben an zwei weiteren Bohrhaken vorbei zum Standplatz. 

4.&5.Sl. 5b: Die folgenden zwei Seillängen sind einfacher und führen etwas links der Gratkante hinauf in Richtung Flachstück. Etliche Mammut-Plättli auf der rechten Seite, welche jedoch zur Couriosity gehören, verleiten die falsche Linie zu nehmen. In diesem Abschnitt (ab Seillänge 3) stimmt das Topo im filidor extremWest leider nicht genau. 

6Sl. 2: Einfaches Übergangsstück zur Schlusswand. Der Stand der Fandango befindet sich nach dem Flachstück etwas links oben.

7.Sl. 6a: Nun wird die Kletterei wieder etwas interessanter. Zwischendurch weisen Bohrhaken den Weg. Der gut sichtbare Standplatz gerade oben gehört zu einer anderen Route und dient zum Abseilen. In etwa der Hälfte der Seillänge überquert man ein grasdurchsetztes Band. Danach leicht rechts haltend hinauf zum Stand.

8.Sl. 6a.: Schöne Risse und Schuppen, welche häufig selbst abgesichert werden. Der Stand befindet sich auf einer markanten Schuppe welche eher «Semi-Bequem» zum Stehen ist.

9.Sl. 6b.: Diese Seillänge folgt einem sehr schönen Rissystem. Zum Schluss warten zwei Plattenstellen, welche jedoch gut abgesichert sind. Hat man die Kante erreicht, so wartet ein bequemer Standplatz.

10Sl. 6b.: Für meinen Geschmack die beste Seillänge der Route. Sehr abwechslungsreich mit Rissen und einer Riesenschuppe, welche zum Verweilen einlädt. Die Schlüsselstelle bildet eine kurze steile Stelle an einer abdrängenden Piazschuppe, welche mit Cam3 solid abgesichert werden kann. Leider befindet sich der Schlussstand nicht ganz am Top, sondern 2m unterhalb davon. Schade…

Fazit: Schöne Route, jedoch hat sie meiner Meinung nach nicht die Klasse einer NolensVolens oder Niedermann. Zu wenig homogen sind die Schwierigkeiten und ein Wandfeeling kommt irgendwie auch nicht richtig auf. Nichtsdestotrotz eine großartige Route, wo man viel selbstabsichern darf und man wahrscheinlich selten im Stau steht. Die Schlüssellänge ist deutlich härter als die 6c in der NolensVolens und so wie ich finde auch härter als Sacremotion, welche mit 7a bewertet ist. Meiner Meinung dürfte man hier gerne auch eine 7a geben. Den Start der Cruxlänge konnte ich aufgrund der Nässe wie geschrieben nicht frei klettern, der Rest ging jedoch alles onsight. 

Abseilen: Zuerst gerade runter über die Route. Nach dem vierten Abseiler nach Norden queren zum Abseilstand der Niedermann und über diese hinunter zum grossen Plateau wo die meisten Routen starten.

Material: 2x50m, Doppelrack BD C4 0.3-2 (1x3), Keile

 

 


Kontakt

Imsand Raphael Bergführer IVBV

Unterfeldstrasse 71
3985 Münster
Goms

079'898'78'76