Feldschijen - Westgrat 6a+

Feldschijen - Westgrat 6a+

29.07.2020

Die Göscheneralp ist meiner Meinung nach der Topspot für Granitklettern in der Schweiz. Fährt man von Göschenen in das Tal hinein, so zieht es die Blicke hoch zum Salbitschijen, zu den Plattenschüssen der Sandbalm, zum Gandschijen und zu guter Letzt noch zum Bergseeschijen. Der Feldschijen führt eher ein Schattendasein als einziger richtiger Kletterberg auf der anderen Talseite. Ob es daran liegt dass es anscheinend einen langen Zustieg geben soll, oder ob die Strahlkraft des Salbit mögliche Feldschijen-Apsiranten wegzieht, kann ich abschliessend nicht sagen. 
Der Zustieg führt vom Parkplatz beim Stausee über den Weg zur Lochberglücke bis auf eine Höhe von 2420m. Hier führen wenig ausgeprägte Wegspuren zu grossen Granitblöcken, welche einem den Weg über den Bach erleichtern. Anschliessend quert man leicht aufsteigend auf die erste Moräne und folgt dieser bis auf die Höhe vom Westgrat. Hier verlässt man die Moräne und quert horizontal zum Einstieg kurz oberhalb des Gratfusses.

Feldschijen Turm III Westkante 13Sl. 6a+ (6a obl.)

1Sl. 5c+: Man folgt den Rissspuren in direkter Linie 40m nach oben an die Gratkante wo sich der erste Stand befindet. Die Bohrhakenlaschen sind hier etwas angerostet un deshalb nicht gut von unten erkennbar. Zwischendurch lassen sich gut Friends legen.
2Sl. 4b: Zuerst leicht rechts der Kante. Anschliessend einen schönen cleanen Riss entlang zum Stand. 
3Sl. 5b+: Gerade hoch zu einem Bohrhaken. Nun links beim Schlaghaken über den Steilaufschwung hoch. Ziemlich steil für einen 5b-Granitboulder aber tolle Kletterei.
4Sl. 4c: Tolle Kletterei an Rissen welche sich super mobil absichern lässt. Zum Schluss wartet ein wunderschöner Riss.
5Sl. 5b: Eine weitere 5b-Boulderstelle wartet beim Bohrhaken bei der Traverse von links nach rechts. Man könnte hier auch gut bescheissen, doch wer macht das schon bei 5b?
6Sl. 3a: Einfache Übergangsseillänge
7Sl. 4a: Kurzer Aufschwung zum Stand auf der Nordseite.
8Sl. 3a: Wieder eine einfache Übergangsseillänge
9Sl. 6a: Das Sahnestück der ganzen Tour bildet die neue Variante über die traumhafte messerscharfe Kante. Und nur wegen dieser Seillänge lohnt es sich schon die Tour in Angriff zu nehmen. Etwas vom besten was Gratkletterei im Granit zu bieten hat. Man folgt im wesentlichen der Kante, erst gegen Schluss kann man sich an Strukturen über die Platte hochmoven. Top!
10Sl. 4c: Wieder ansprechende Granitkletterei welche grösstenteils mobil abzusichern ist.
11Sl. 3c: Gerade hoch und dann der Gratkante entlang über den Wackelstein zu einem Bohrhaken. Am besten hier gleich weiter bis zum Stand unter der Schlusswand. Etwas länger als 50m.
12Sl. 6a+: Die Schlüsselstelle der Tour. Es geht steil und luftig über den Pfeiler nach oben. Die Länge ist generell gut abgesichert und man könnte sich hochmogeln, die Kronenbohrhaken haben jedoch auch bereits ein paar Jahre auf dem Buckel. Super Freikletterei welche für 6a+ ordentlich ausfällt. 
13Sl. 3b: Intermezzo
14Sl. 4b: Und zum Schluss nochmals eine tolle Seillänge welche auch hier bei 4b nicht mit den Händen im Hosensack geklettert wird.

Für den Abstieg steigt man entgegen den Topos nicht nach Südosten ab, sondern nach Osten bis in eine Scharte mit Steinmännern. Hier befindet sich leicht unterhalb rechts der Absteilstand. Anschliessend über Wegspuren zurück zum Lochberweg.

Fazit: Der Feldschijen-Westgrat ist definitv eine Tour der Extraklasse, welche in keinem Palmares eines Schweizer-Granitfans fehlen darf. Mier gefiel die Route besser als der Salbit-Südgrat, der Furkahorn Südostgrat oder der Gletschhorn-Südgrat. Auch klassische Granittouren in Chamonix wie zum Beispiel der Papillons-Grat können dieser Tour nicht das Wasser reichen. Da muss schon eine Tour wie der Salbit-Westgrat her...
Mir gelang die ganze Tour problemlos Onsight, das Wetter war schön mit Nebel im Tal und die Gesellschaft war sowieso top. Vielen Dank Beat für diesen schönen Tag. *****

Zeitbedarf: Zustieg 1.45h, Route 3h, Abstieg 2h (+ Pausen am Einstieg und auf dem Gipfel je 30min.)

Material: 50m, 9 Express, Satz Cam's, Helm, Kletterschuhe, Abseilmaterial

 

Der ungefähre Routenverlauf

Mayestätisch leuchtet der Turm 3 in der Morgensonne.

Die erste Seillänge. Gut zum aufwärmen.

Schöne Risse in der zweiten Seillänge.

Kurz nach der 5b+-Boulderstelle 

Klassischer 4c-Riss

Blick zur Traumkante

Herrliche Kletterei an der Kante.

Blick zurück.

Der Gipfelaufschwung mit der Schlüsselstelle.

Die Schlüsselstelle. Boulderig mit viel Luft unter den Füssen. Hüere güät!

Der Gipfelblock

Gipfel

Blick zurück auf die schöne Linie.

 


Kontakt

Imsand Raphael Bergführer IVBV

Unterfeldstrasse 71
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Goms

079'898'78'76